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Spandau bei Berlin... von Siemensstadt bis Kladow.

„Es war schon immer etwas Besonderes, ein Spandauer zu sein“, behaupten die Spandauer gerne von sich selbst. „Berlin liegt bei Spandau – nicht andersrum“. Nicht zu verübeln, wenn man berücksichtigt, dass der Stadtkreis Spandau erst 1920 in Groß-Berlin eingemeindet wurde. So leben die Spandauer ihre Identität. Für den Rest der Welt und für viele Berliner ist Spandau eher ein unbekannter Bezirk, da die Wahrnehmung der Stadt oft an der Havellinie endet.

Dabei hat Spandau einen besonderen Charme. Denn die große Altstadt – die heute als Fußgängerzone ein besonderes Flaniervergnügen bietet – sowie die Zitadelle, bildeten die einstige Militärstadt.

Heute zeugen nur noch einzelne Bauwerke von der bewegten Geschichte. Ein Spaziergang sollte also offenen Auges stattfinden!

Besondere wirtschaftliche Bedeutung erfuhr Spandau ab ca. 1800, und mit den 2 Weltkriegen, als hier Großindustrien die Rüstungsgüter produzierten. Ab 1897 siedelte sich auch Siemens&Halske an. Die Größenordnung des Konzerns lässt sich heute noch aus dem Bezirk Siemensstadt erkennen.

Siemens ist hier nach wie vor beheimatet, wenn auch in kleinerer Dimension. Auch BMW ist als bedeutender Arbeitgeber der Region mit seinem Motorradwerk in Spandau vertreten.

Als Wohnort, mit noch vertretbaren Preisen und hervorragender Infrastruktur wird es in den kommenden Jahren noch weiter an Bedeutung gewinnen. Denn günstiger Wohnraum ist hier, entgegen anderer Bezirke in Berlin noch zu haben. Auch die Nähe zur Natur findet man hier in zahlreichen Parks, wie auch der unmittelbaren Angrenzung an das Havelland.

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„In die Stadt gehen“ impliziert der Spandauer mit der Spandauer Altstadt. Diese befindet sich praktischerweise direkt am Bahnhof Spandau. Hier erweitern auch die Spandauer Arkaden das Shoppingangebot derart, dass eine Weiterfahrt nach Berlin nicht wirklich erforderlich ist. Sie haben sogar ihr eigenes IKEA.

icht nur, dass die Altstadt das Einkaufszentrum mit der größten Fußgängerzone Berlins und knapp 300 Geschäften bildet, nein auch den Wochenmarkt sollte jeder einmal besucht haben. Wer hier einkaufen geht, braucht den Rest Berlins tatsächlich nicht. Die komplette Altstadt hat sich mit schmalen Gassen und wundervoll sanierten zwei- bis dreigeschossigen Miets- und Geschäftshäusern ihren historischen Charakter und Charme erhalten. Das bedeutendste Bauwerk am Markt ist die St.-Nikolai-Kirche auf dem Reformationsplatz. Die gotische Backstein-Hallenkirche aus dem 15. Jahrhundert besitzt ein mächtiges Satteldach und ragt weit über die Dächer der umgebenden Wohnhäuser hinaus.

Auch wenn die eigentliche Altstadt sowohl von der Havel als auch von breiten Verkehrsschneisen eindeutig von den restlichen Ortsteilen getrennt wird, so zählt auch die Zitadelle Spandau zu den wichtigsten Gebäuden. Sie befindet sich nordöstlich der Altstadt umgeben von Wasser und einem parkartigen Grüngürtel. Die Zitadelle ist eine der bedeutendsten und besterhaltendsten Festungen der Hochrenaissance in Europa. Sie stammt aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und weist eine beeindruckende Geschichte auf.

Strategisch günstig im Sumpf der Havelauen, wurde die Zitadelle auf Fundamenten der alten Burg erbaut und schützte die Stadt Spandau, die nur einen Brückenschlag über die Havel an der Einmündung der Spree lag. Auch der heute als Wahrzeichen Spandaus bekannte Juliusturm hatte seinen Ursprung schon vor der Zitadelle. Kein Wunder, dass eine der wichtigsten Verkehrsadern heute seinen Namen trägt. Warum der Juliusturm so heißt und welcher Julius gemeint ist, bleibt bis heute ungeklärt, keine der existierenden Theorien konnte belegt werden. Hat man aber erstmal die 145 Stufen des Turms bezwungen und genießt den Rundblick über Spandau bis nach Tegel und sogar in die Berliner Innenstadt, denkt man nicht mehr über die Namensherkunft nach. Was früher eine Festung war, wird heute unterschiedlich genutzt. Zum einen befindet sich hier seit 1992 das Stadtgeschichtliche Museum, zum anderen bildet der Keller von Haus 4 eines der wichtigsten Winterquartiere für Fledermäuse in Europa.

Vor allem aber ist die Zitadelle Spandau in den letzten Jahren zu einem originellen Veranstaltungsort für weltbekannte Künstler geworden. Sie wählen die Zitadelle dank ihres brillanten Flairs als Auftrittsort. Passend zur Festung findet hier  selbstverständlich auch einmal im Jahr das Mittelalterfest statt.

Rund um die Altstadt gruppieren sich Neubaugroßsiedlungen aus den 1960er und 70er Jahren. Der überwiegende Anteil Spandaus ist als einfache Wohngegend auszumachen. Was aber auch darauf zurückzuführen ist, dass Spandau der bedeutendste Industriestandort der Hauptstadt ist und das Hauptaugenmerk sowie Investitionen eher in diese Richtung gelenkt werden.

Siemens zählt zu den größten Arbeitgebern in Spandau, wie auch die Tochtergesellschaften Siemens-Bosch Hausgeräte oder Osram. Entlang der Nonnendammallee reihten sich einst ausschließlich Siemenswerke, dank derer der Ortsteil seinen Namen „Siemensstadt“ erlangt hat.

Heute sind hier nicht mehr nur Siemenswerke sondern auch andere große Unternehmen angesiedelt. Nicht nur eingefleische Motorradfahrer kennen die „Berliner-Motorrad-Werke“ – oder wird BMW anders ausgeschrieben? Seit über 50 Jahren kommen alle großen BMW-Motorräder, wie der Bestseller R1200GS aus Spandau.

Im Südosten Spandaus an der Havel liegen die Ortsteile Kladow und Gatow, die zu Mauerzeiten eine der wenigen ländlichen Gegenden im alten West-Berlin waren. Kladow ist der teuerste Ortsteil Spandaus, wobei nicht nur die Wassergrundstücke begehrt sind. Auch die Einfamilienhausgebiete um den alten Ortskern mit seinen sehr ansehnlichen Landhäusern und Villen werden gerne von Familien nachgefragt.

Die Kosten für ein Einfamilienhaus liegen hier deutlich über 2.700 €/m². Wer hier mieten möchte zahlt ab 8 €/m² aufwärts. Im neusten Sozialatlas der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung erhielten sowohl Kladow als auch der zweitteuerste Ortsteil des Bezirks Gatow ein Top-Ranking. Gatow ist etwas stadtnäher und auch wegen der Havelnähe eine gefragte Wohngegend. Einfamilienhäuser und Reihenhäuser herrschen hier vor.

Die Entwicklung der Kaufpreise in den letzten Jahren in beiden Ortsteilen ist zwar uneinheitlich, kannte jedoch nur eine Tendenz: nach oben. Die Jahre 2013 bis 2016 haben aber auch hier aufgrund hoher Nachfrage wegen historisch niedriger Zinsen eine deutliche Preissteigerung gezeigt.

Spandau als Wohnort ist vielfältig gestaltet, von attraktiven Einfamilienhausgebieten bis hin zu Hochhaussiedlungen ist alles zu finden. Spandau weist mit ca. 20 % Sozialwohnungsbestand einen besonders hohen Wert in Berlin auf.

In der Altstadt lebt man beschaulich schön in zwei- bis dreigeschossigen Mietshäusern. Die Mietpreise haben sich zwar seit 2009 gesteigert, liegen aber bei Neuvermietungen immer noch im Regelfall deutlich unter 10 €/m². Wenn eine Wohnung zum privaten Verkauf steht, zahlt man je nach Lage zwischen 1.700 und 3.500 €/m². Rund um die Altstadt herum herrscht ein bunter Mix aus um 1900 errichteten Altbauten, 30er-Jahrebauten und Neubausiedlungen. Diese Gebiete sind als einfache Wohngegenden auszumachen. Die Mietpreise in diesem Areal liegen zwischen 7 und 11 €/m².

Die Siemensstadt hingegen ist ausschließlich von zweieinhalbgeschossigen Bauten der Reformsiedlung und lang gezogenen,  fünfgeschossigen Wohnzeilen aus den 1930er und 40er Jahren geprägt, wobei es sich häufig um ehemalige Werkswohnungen handelt. Die Straßen sind wundervoll begrünt, so dass es sich hier idyllisch und angenehm in einer guten Wohnlage leben lässt. Staaken wird von Geschosswohnungen aus den 1970er Jahren dominiert, wobei vereinzelt zwischen der Heerstraße und dem Brunsbütteler Damm auch Ein- und Mehrfamilienhausgebiete liegen.

Nördlich der Bahnstrecke prägen ein- und zweigeschossige Reihenhäuser das Bild in der so genannten, denkmalgeschützten Gartenstadt Staaken. Wer in Staaken eine Wohnung mieten will, zahlt im Durchschnitt einen Quadratmeterpreis zwischen 7 und 9 €/m² Nettokalt. Einfamilienhäuser sind zwischen 2.400 und 2.800 €/m² zu erstehen. Wobei die Kaufpreisentwicklung in der Zeit von 2013 auf 2016 nur aufgrund der Nachfrage deutlich gestiegen ist.

  • Viele Künstler sind echte Spandauer, so „Ärzte“-Drummer Bela B, Schauspieler Oli P. und Comedian Sascha Grammel.
  • Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 wurden Reparationszahlungen als Reichsstaatsschatz im Juliusturm eingelagert. Als „Juliusturm“ bezeichnet man seither angesparte Haushaltsüberschüsse. Ein Begriff also, der zuletzt zu Adenauers Zeiten verwandt werden konnte.
  • Das Landschaftsschutzgebiet Eiskeller in Hakenfelde gilt im Winter als der kälteste Ort Berlins – der Temperaturunterschied zum Zentrum der Stadt liegt oftmals bei ca. 10°C.
  • Der erste Interkontinentalflug von Berlin nach New York startete 1938 nicht von Tegel, Tempelhof oder Schöneberg, sondern vom Flugfeld Staaken, von dem auch ein regelmäßiger Zeppelin-Linienverkehr von und nach Berlin abgewickelt wurde.
  • In den CCC-Filmstudios in Haselhorst sind seit 1949 an die 700 Filme entstanden.
  • Richtig alt ist Spandau in der Straße Kolk, zwischen Zitadelle und Altstadt. Die Gaststätte „Alte Kolkscheune“ gibt es schon seit 1750.
ÜbersichtSpandauBerlinAbweichung
Fläche91,9 km²891,7 km²10,3% Anteil
Einwohner242.1433.711.9306,5% Anteil
Einwohnerdichte2.635/km²4.163/km²- 36,7 %
Wohnungen119.0091.932.2966,2% Anteil
Wohnfläche je Wohnung74,1 m²73,2 m²+ 1,2 %
Wohnfläche je Einwohner36,4 m²38,1 m²- 4,4 %
Personen je Haushalt2,031,92+ 5,9 %
Pro-Kopf-Einkommen mtl.872 €1.015 €- 14,1 %
Arbeitslosenquote8,8 %7,6 %+ 15,8 %
Migrantenanteil35,2 %32,5 %+ 8,2 %
Ausländeranteil19,0%19,2 %- 1,1 %
Angebotsmieten (Mittelwert)8,54 €/m²9,83 €/m²- 13,1 %
Angebotsmieten Neubau11,41 €/m²13,24 €/m²- 13,1 %
m²-Preis ETW (Durchschnitt)2.266 €/m²3.292 €/m²- 31,2 %
m²-Preis ETW Neubau3.239 €/m²4.590 €/m²- 29,4 %
Angebotsmieten Häuser (Mittelwert)10,53 €/m²11,82 €/m²- 10,9 %
Angebotsmieten Häuser Neubau11,58 €/m²12,98 €/m²- 10,8 %
m²-Preis Häuser (Durchschnitt)3.155 €/m²3.599 €/m²- 12,3 %
m²-Preis Häuser Neubau3.367 €/m²3.848 €/m²- 12,5 %
Quellen: Statistisches Landesamt Berlin (2018); IBB (2018), BVBI (2019), IS24 (2019)
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Die Bezirksbeschreibung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Objektivität, sondern setzt Schwerpunkte und spiegelt Meinungen der Autoren und Makler der BVBI wider.
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