Neukölln

Neukölln - ein Bezirk im Wandel. Vom kiezigen Norden bis nach Rudow.

Sind wir doch mal ganz ehrlich, bei der ersten Assoziation an Neukölln fallen einem nicht gerade die positiven Aspekte ein. Und das geht sogar Neuköllnern so. Zu häufig sind die Negativ-Schlagzeilen über Neukölln, die über den Lokalteil der Zeitungen im Gedächtnis bleiben: ob Rütli-Schule, Brandanschläge, Jugendkriminalität oder Kontroversen der Integrationspolitik. Alles Tatsachen, die zum Negativ-Image des Bezirks beigetragen haben und sich in den Köpfen weit über die Landesgrenzen hinaus als Vorurteil manifestiert haben.

Manch Neuköllner erfährt ein mitleidiges Nicken, wenn er anderswo seine Herkunft preisgibt. Der ein oder andere sieht sich zu langen Erklärungen genötigt, dass er ja in Britz, Buckow oder Rudow wohne, was zwar zu Neukölln zähle, aber nicht Neukölln sei. Und tatsächlich meint Neukölln im Sprachgebrauch Neuköllns Norden, also den innerstädtischen Teil vom Landwehrkanal bis zur Stadtautobahn im Süden.

Die sozialdemografischen Probleme sind nicht zu leugnen, dennoch wird hier gerne gewohnt. Tatsächlich wirken Attraktivitätssteigerungen, etwa durch Neugestaltung von Straßen und Plätzen, aber auch das Verbot für Neuansiedlungen von Spielhallen und Wettbüros einer Konzentration einzelner Bevölkerungsgruppen entgegen.

Neukölln bietet viel Kultur! Jährlich finden das Kultur- und Kunstfestival „48 Stunden Neukölln“ und der „Karneval der Kulturen“ statt, bei dem Menschen aller Religionen und Kulturen ihre Kunst und ihre Wahrnehmung der Welt darstellen können und alle gemeinsam im „Multi-Kulti-Bezirk“ zusammen essen, tanzen und einfach Spaß haben.

Verschiedenste Veranstaltungen finden im „Heimathafen Neukölln“, der „Neuköllner Oper“ und der „Werkstatt der Kulturen“ statt.

Nord-Neukölln bietet mehr als das gängige Großstadtleben mit allen Tücken und Schikanen: Kieze zum Genießen, Wohlfühlen und Leben (lassen).

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 Jeder Zweite der etwa 326.000 Neuköllner lebt in Neuköllns Norden. Wobei hier der Anteil von Empfängern von Transferleistungen, Arbeitslosen und Bewohnern nicht-deutscher Herkunft oft das Doppelte des Berliner Schnitts erreicht. Die soziale Struktur hier nachhaltig zu verbessern, ist erklärtes Ziel des Berliner Senates, das Neukölln-Nord als eines von fünf Ortsteilen als Aktionsraum plus in das Programm integrierte Stadtentwicklung aufgenommen hat. Die Basis ist schlecht, aber einige Tendenzen sind bereits positiv. Es gilt die Attraktivität der einzelnen Kieze so zu verbessern, dass eine Ghettoisierung (im Übrigen auch von deutschstämmigen bildungsfernen Haushalten) aufgebrochen wird und eine Durchmischung unterschiedlicher sozialer Schichten und Bevölkerungsgruppen gelingt. Ein politisch hochbrisantes Unterfangen, denn eine Attraktivitätssteigerung führt unweigerlich zu erhöhter Nachfrage, steigenden Mieten und Kaufpreisen und somit zur Verdrängung derer, die diese Preise nicht zahlen können oder wollen.

Ein Beispiel für eine positive Wendung ist die erwähnte Rütli-Schule, deren Kollegium mit Brandbriefen große Kritik am Berliner Schulsystem übte. Mittlerweile wurde senatsseitig intensiv nachgebessert, so dass das neue Motto der Schule lautet: „Eine Schule für alle! Kein Schüler bleibt zurück!“. Sogar eine Patenschaft mit dem Maxim-Gorki-Theater wurde geschlossen. „In Neukölln, da geht was“, ist so auch wieder oft zu hören. Die Zahlen des statistischen Landesamtes belegen diesen Trend. Für die Wohngebiete nördlich der Sonnenallee beispielsweise, wird seit einigen Jahren eine langsame Verbesserung der Sozialstruktur bescheinigt.

Die bisherige Veränderung ist bereits im Reuterkiez zwischen Sonnenallee und Maybachufer und in der Weserstraße sichtbar. Viele Studenten und Kreative ziehen auf Grund der günstigen Mieten und dem Charme des noch leicht Improvisierten nach Neukölln 44. So siedeln sich in der Reuterstraße viele Galerien und Läden an. In der Weserstraße hingegen kann man tagsüber tolle Läden und Cafés entdecken und den Abend in diversen Bars und Restaurants ausklingen lassen.

Möchte man an einem sonnigen Wochenendtag sein Frühstück nicht in der heimischen Küche zu sichnehmen, so findet man am Weigandufer z.B. die Bäckerei „Zimt und Mehl“. Hier frühstückt man lecker direkt am Landwehrkanal.

Gegensätzlicher zum Neuköllner Norden können die südlichen Ortsteile Britz, Buckow und Rudow nicht sein. Während der Britzer Norden zwischen der Stadtautobahn (Britzer Tunnel) und dem Teltowkanal noch urban geprägt ist, findet man hier eher Einfamilienhausgebiete mit vorstädtischem Siedlungsbau. Einige alte Dorfkerne sind Neukölln mit Rixdorf, Britz mit Gutshof und Schloss und Buckow mit der ältesten Feldsteinkirche, trotz der uneinheitlichen Bebauungsstruktur, erhalten geblieben.

Britz bietet jedoch nicht nur Gutshof und Schloss sondern auch ein UNESCO-Welterbe, die sogenannte „Hufeisensiedlung“, dem Siedlungs- und Reformwohnungsbau der 1920er bis 1930er Jahre. Britz ist zu Recht auch deswegen so beliebt, weil hier Neukölln am grünsten ist. Rund um den alten Dorfkern, an der Mohriner Allee und natürlich der Britzer Garten. Ideal ist auch die Verkehrsanbindung mit der U7. Für viele Britzer ist ihr Kiez der optimale Kompromiss: „Dichte dran an Berlin und weit jenuch weg!“

Ähnlich geprägt sind die Ortsteile Buckow, (nördlich) und Rudow (östlich von Großziethen). Auch hierwird der fündig, der lieber im Grünen als im Stadtgetümmel leben möchte. Die Kaufpreise für Eigenheime liegen im Mittel um 2.600 €/m², bevorzugte Lagen (Britz um Mohriner Allee; Buckow zur Landesgrenze und Rudow-West nach Großziethen) erzielen bei gleichbleibender Tendenz bis zu 3.000 €/m².

Zwischen Buckow und Rudow liegt die Gropiusstadt, eines der bekanntesten Beispiele einer Großsiedlung der Nachkriegszeit. Inzwischen ist die Gropiusstadt ein eigener Ortsteil und zieht mit Berlins größtem Shopping-Center, den Gropius-Passagen, nicht nur Neuköllner an.

Der Norden Neuköllns entwickelt sich – langsam, aber stetig. In kaum einem anderen Bezirk werden so viele Mietwohnhäuser verkauft wie hier. Die nachfolgende Modernisierung und Instandsetzung verbessert die Wohnqualität, was sich natürlich auch in steigenden Wohnkosten widerspiegelt. Während die meisten Wohnungen zwischen 7,50 und 9,50 €/m² zu mieten sind, werden für Wohnungen im Reuterkiez und Teilen des Schillerkiezes bis 12 €/m² verlangt und gezahlt. Und das bei weiter steigender Tendenz: beide genannten Kieze verzeichnen binnen Jahresfrist bis 10 % Mietsteigerungsraten.

Ähnlich sieht die Tendenz bei Eigentumswohnungen aus. Steigerungsraten über 16 % sind in den entwickelten Lagen keine Seltenheit, wenn auch die Preistendenz sehr uneinheitlich und von der direkten Mikrolage abhängig ist. Einen großen Vorteil für Wohnungskäufer in Neukölln-Nord gibt es (noch): das äußerst günstige Kaufpreisniveau. Der Großteil der Wohnungen wird um 2.000 bis 3.000 €/m² offeriert. Klar, dass zu dem Preis keine Luxuswohnung erwartet werden darf, aber so günstig kann in Berlin kaum citynahes Eigentum erworben werden.

Preisliche Ausnahmen gibt es natürlich auch hier: Quadratmeterpreise um 3.500 €/m² im Reuterkiez und in der Spitze bis zu 4.000 €/m² am Landwehrkanal markieren derzeit die Spitze des Nord-Neuköllner Immobilienmarktes.

Für den Neuköllner Norden ist ein zartes Pflänzlein gesetzt, mehr als nur die schon beliebten Ecken zu entwickeln. Einen positiven Effekt lässt sich nach Schließung des Flughafens Tempelhof auch für die angrenzenden Quartiere verzeichnen.

Einen anderen Effekt erhoffen sich die Buckower und Rudower vom BER: vom Fluglärm weitestgehend verschont, wird den Stadtteilen nach Inbetriebnahme des Großflughafens ein Nachfrageschub nach Einfamilienhäusern durch die dann am BER Beschäftigten prophezeit.

  • Die meisten Sehenswürdigkeiten Neuköllns liegen in Britz: beispielsweise das Schloss, der Gutshof, der Britzer Garten und die Mühle.
  • Neukölln ist jetzt über hundert Jahre alt, bis 1912 hieß es Rixdorf und war eine Stadt bei Berlin.
  • Buckow ist mit seiner ersten urkundlichen Erwähnung 1250 nur 13 Jahre jünger als Berlin-Cölln.
  • Der 1. Turnplatz Deutschlands wurde von Friedrich Ludwig Jahn in der Hasenheide eröffnet.
  • Das größte Hotel Deutschlands ist das Estrel.
  • Es gibt mehr Neuköllner als Einwohner der Landeshauptstädte Wiesbaden, Potsdam, Erfurt, Kiel, Mainz, Schwerin und Magdeburg.
  • Im Bezirk Neukölln gibt es die meisten Kleingartenanlagen Berlins.
  • Türken bilden mit rd. 36.800 Einwohnern die größte Migrantengruppierung, 38 % sind inzwischen Deutsche.
  • In Neukölln wird noch Landwirtschaft betrieben.
ÜbersichtNeuköllnBerlinAbweichung
Fläche44,9 km²891,7 km²5,0% Anteil
Einwohner329.3873.711.9308,9% Anteil
Einwohnerdichte7.331/km²4.163/km²+ 76,1 %
Wohnungen163.4801.932.2968,5% Anteil
Wohnfläche je Wohnung69,8 m²73,2 m²- 4,7 %
Wohnfläche je Einwohner34,6 m²38,1 m²- 9,1 %
Personen je Haushalt2,011,92+ 4,9 %
Pro-Kopf-Einkommen mtl.844 €1.015 €- 16,9 %
Arbeitslosenquote11,1 %7,6 %+ 46,1 %
Migrantenanteil45,0 %32,5 %+ 38,3 %
Ausländeranteil25,0 %19,2 %+ 30,6 %
Angebotsmieten (Mittelwert)11,56 €/m²9,83 €/m²+ 17,6 %
Angebotsmieten Neubau15,56 €/m²13,24 €/m²+ 17,5 %
m²-Preis ETW (Durchschnitt)3.789 €/m²3.292 €/m²+ 15,1 %
m²-Preis ETW Neubau5.486 €/m²4.590 €/m²+ 19,5 %
Angebotsmieten Häuser (Mittelwert)11,58 €/m²11,82 €/m²- 2,1 %
Angebotsmieten Häuser Neubau12,75 €/m²12,98 €/m²- 1,8 %
m²-Preis Häuser (Durchschnitt)2.991 €/m²3.599 €/m²- 16,9 %
m²-Preis Häuser Neubau3.183 €/m²3.848 €/m²- 17,3 %
Quellen: Statistisches Landesamt Berlin (2018); IBB (2018), BVBI (2019), IS24 (2019)
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Die Bezirksbeschreibung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Objektivität, sondern setzt Schwerpunkte und spiegelt Meinungen der Autoren und Makler der BVBI wider.
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